Radikalisierung im Netz

Das Internet bietet für viele eine große Plattform für Selbstdarstellungen und Meinungsmache. Nicht immer fällt diese positiv aus und radikale Personen/Gruppen machen sich diese Möglichkeit zunutze. Woran man radikale/extremistische Gruppen erkennen kann und was man tun kann, zeigt dieses Methodenblatt. 

Mithilfe des Methodenblatts sollen Ihre Teilnehmenden:

• Beiträge und Informationsquellen im Internet kritisch bewerten
• Extremismus und Manipulation erkennen und einordnen
• Individuelle Handlungsstrategien gegen Online-Radikalisierung entwickeln
• Eigen- und Fremdwahrnehmung im Internet reflektieren
• Entstehung von Meinungsverengung erkennen
• Verantwortungsvoll und reflektiert im Internet handeln
• Digitale Räume aktiv mitgestalten

Zu Beginn bietet es sich an, mit den Teilnehmenden ins Gespräch zu gehen. So erhalten Sie einen ersten Eindruck von deren persönlichen Erfahrungen mit dem Thema.
Fragen zur Anregung:

Zeigen Sie den Teilnehmenden einen realen Social-Media-Beitrag, z. B. ein Screenshot oder ein Video.
Fragen:

Mithilfe des Methodenblattes „Echokammern“ können die Teilnehmenden einen Einblick in die Wirkung von Echokammern gewinnen und eine Idee davon bekommen, welche Wirkung diese auf sich bereits radikalisierende Personen haben können.

Suchen Sie sich vorab eines der drei untenstehenden Themen/Thesen aus, z.B. „Urlaub im eigenen Land ist besser als Auslandsreisen“. Bitten Sie eine freiwillige Person aus der Gruppe, den Raum kurz zu verlassen. Geben Sie dieser Person einen Thesenzettel zu dem Thema mit, mit der Bitte, sich Argumente gegen die Aussage zu überlegen. In dieser Zeit verteilen Sie die Zettel zu dem jeweiligen Thema auch an die Teilnehmenden in der Gruppe. Erklären Sie den Teilnehmenden, dass gleich ein Argumentationsgespräch zwischen ihnen und der draußen wartenden Person zu diesem Thema stattfinden wird und ihre Argumente ausschließlich positiv – also für diese These – ausfallen sollen. Hierfür können die Teilnehmenden die vorbereiteten Antworten nutzen oder sich selbst welche überlegen. Auch ein positives, stilles Zustimmen durch z. B. Nicken oder durch bestätigende Worte kann genutzt werden. Bitten Sie die Einzelperson nun wieder in den Raum und lassen Sie diese die Hauptaussage („Urlaub im eigenen Land ist besser als Auslandsreisen“) laut vorlesen. Nun soll ein Austausch dazu stattfinden und eine Reihe Pro-Argumente der Mitteilnehmenden folgen.

Fragen für die Einzelperson:

• Wie hast du dich gefühlt?
• Hast du der Aussage vor dem Experiment zugestimmt?
• Stimmst du der Aussage jetzt zu?
• Hat sich etwas zu vorher geändert, wenn ja was?
• u.v.m.

Ziel des Experiments ist es, den Teilnehmenden aufzuzeigen, dass sogenannte Echokammern, in denen man nur Zustimmung bekommt, dazu führen können, jegliche andere Meinung zu verdrängen bzw. sich gar nicht mit ihr auseinandersetzen zu müssen. Im Falle einer sich radikalisierenden Person kann dies schnell zu einer Abwärtsspirale führen.

Wie gehe ich in einem solchen Fall mit der Person um und woran erkenne ich, wann es brenzlig wird?

Ein Familienmitglied, eine Person aus dem Freundeskreis oder dem nahen Umfeld hat sich irgendwie verändert. Er/Sie nimmt immer häufiger einseitige Positionen in Gesprächen ein, lässt sich nicht auf andere Meinungen ein (privat und/oder online), zieht sich immer mehr zurück.

Der Verdacht kommt auf: Da stimmt etwas nicht.

 
Wenn eine Person beginnt, sich zu verändern und Sie den Eindruck haben, dass sich die Person immer mehr einer radikalen Sichtweise/Gruppe anschließt, Sie sich aber unsicher sind und nicht wissen, wie Sie sich am besten verhalten, dann werfen Sie einen Blick auf unser Handout „Radikalisierung erkennen – Sicher handeln“. Das Handout bietet Handlungsmöglichkeiten, die Sie bei Verdacht im Umgang mit der Person unterstützen.

Wenn Sie online auf radikale Meinungsmache stoßen oder professionelle Hilfe benötigen, können Ihnen die diese Anlaufstellen weiterhelfen.
 

a) Erstellen Sie gemeinsam mit den Teilnehmenden einen digitalen Verhaltenskodex, in dem Regeln für ein angemessenes Miteinander im Netz erarbeitet werden. Sprechen Sie dabei über Werte, Normen sowie das Verständnis von Demokratie und Gerechtigkeit.
Mögliche Ergebnisse können sein:

• Respektvoller Umgang
• Keine Diskriminierung
• Konstruktive Kommunikation
• Keine Hassrede
• Privatsphäre respektieren
• Moderator*innen respektieren
• u.v.m.

b) Die Teilnehmenden entwickeln gemeinsam, z. B. in Kleingruppen, einen eigenen Social-Media-Beitrag mit folgender Aufgabenstellung:
Gestalte einen Beitrag, z. B. ein Bild mit kurzem Textbeitrag oder eine Idee für ein kurzes Video, der sich gegen Radikalisierung und Extremismus positioniert, eine positive Botschaft vermittelt und zum kritischen Denken und Handeln aufruft.

Was kann ich gegen solche Beiträge unternehmen?
Sammeln Sie gemeinsam Ideen.
Mögliche Antworten könnten sein:

• Mit anderen darüber reden/andere aufklären
• Beitrag melden
• Absender*in blockieren
• Lassen Sie sich auch auf Diskussionen darüber ein, wo die Schwierigkeiten bei diesen Maßnahmen liegen, z. B. undurchsichtige Meldefunktionen auf Plattformen – auch das gehört dazu.