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Das ist der #DigitalCheckNRW

Der #DigitalCheckNRW ist ein Herzensprojekt der Landesregierung in NRW. Ziel ist es, digitale Teilhabe für alle Bürger*innen zu ermöglichen.

Über den Check könnt Ihr eure eigene Medienkompetenz prüfen und durch passendes Weiterbildungsangebot noch vorhandene Lücken schließen.

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Demokratie online – So kannst du dich angemessen beteiligen

In Zeiten, in denen es auf der ganzen Welt politische und gesellschaftliche Krisen zu überwinden gibt, ist es wichtiger denn je, sich politisch zu engagieren und es gibt unzählige Möglichkeiten, aktiv zu werden. Besonders beliebt ist die Teilnahme an Online-Petitionen. Diese bieten einen einfachen und schnellen Weg, mit dem du ohne großen Aufwand Einfluss nehmen kannst. Du kannst sie z. B. nutzen, um gegen Tierversuche vorzugehen, den Klimaschutz zu fördern, faire Löhne einzufordern, den Abriss von Gebäuden zu verhindern oder mehr Kitaplätze zu schaffen. Außerdem können Petitionen dazu beitragen, Gesetze zu stoppen, die unsere Demokratie gefährden könnten.

Was genau bedeutet Demokratie?

Demokratie bedeutet, dass das Volk die Macht hat, über politische Entscheidungen mitzubestimmen, entweder direkt oder durch gewählte Vertreter*innen. Die wichtigsten Faktoren einer Demokratie sind freie Wahlen, Meinungsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz und die Achtung der Menschenwürde

Ausführliche Informationen: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/17321/demokratie/

Ist Online-Beteiligung gut oder schlecht?

Das Mitmachen bei Aktionen wie Online-Petitionen stärkt das Gemeinschaftsgefühl und gibt das Gefühl, durch die direkte Beteiligung, wirklich etwas bewegen zu können: Man fühlt sich mächtiger, hoffnungsvoller und auch ein kleines bisschen glücklicher. (1) 

Da sich diese Teilhabe digital gestalten lässt, findet sie viel Zuspruch. Die Reichweite solcher Petitionen kann, wenn sie von bekannten oder prominenten Personen geteilt werden, enorm groß werden und sich sogar global verbreiten, während die Hürden zur Teilnahme gering sind (manchmal das Anlegen eines Accounts).

Qualität und Quantität abwägen

Es kommt natürlich darauf an, wofür genau du dich einsetzt. Setzen sich Bürger*innen beispielsweise für Gesetze und Verbote ein, die freiheitlich-demokratische Grundrechte einschränken, dann ist das zwar – solange das Grundgesetz beachtet wird – ihr Recht, aber im Sinne der Demokratie natürlich keine gute Entwicklung. Viele Menschen klicken im Internet außerdem oft zu schnell und lassen sich von Emotionen leiten, ohne sich richtig mit den Themen oder dem Hintergrund zu beschäftigen. Sobald eine Petition unterschrieben ist, wird gedanklich ein Haken dahinter gemacht, da man seinen Beitrag als geleistet ansieht. Wenn man sich nicht ausreichend Zeit dafür nimmt, kann es auch passieren, dass man Petitionen unterstützt, hinter denen Personen, Gruppen oder Parteien stehen, die man eigentlich nicht unterstützen würde. Oftmals muss eine Petition schnell gehen, zum Beispiel um eine Entscheidung zu stoppen oder ein Eilverfahren zu bewirken. Es ist nicht immer möglich, alle Hintergründe einer Petition zu kennen, aber es gibt Unterschiede zwischen Petitionen – manche sind realistischer und haben bessere Chancen auf Erfolg, während andere im Sande verlaufen und für Politiker*innen und Gesetzgeber nicht relevant genug sind, um beachtet zu werden.

Seriosität einschätzen

Petitionen verbreiten sich schnell und ziehen viel Aufmerksamkeit auf ein Thema. Das ist auch eine Art Marketing, um Menschen zu begeistern. Das ist bis zu einem gewissen Punkt okay, weil es das Ziel ist, viele zu erreichen. Aber es ist nicht in Ordnung, politische Teilhabe nur als Marketinginstrument zu nutzen, wenn die Chance auf Erfolg gering ist oder die Forderungen in der Petition an der Lösung der Probleme vorbeigehen (solche werden auch als „Nebelkerzen“ bezeichnet, die viel Rauch machen und damit den Kern eines Problems verschleiern).

Echokammern beachten

Es besteht außerdem die Gefahr, dass Menschen sich durch extreme Meinungen im Internet radikalisieren und dementsprechend sehr radikale Forderungen stellen, die sie über das Einreichen von Petitionen erreichen möchten. Wenn man nur noch eine bestimmte Perspektive einnimmt und kaum noch mit anderen Meinungen konfrontiert wird (dieses Phänomen wird auch als „Echokammer“ bezeichnet), kann das dazu führen, dass man immer radikaler in den eigenen Ansichten wird. Deshalb ist es wichtig, bei politischem Engagement offen für unterschiedliche Ansichten zu bleiben und respektvoll mit anderen umzugehen.

Auf einen Blick: Darauf solltest du bei Online-Petitionen achten

Wer hat die Petition gestartet?

Wer steckt hinter dem Aufruf zu unterschreiben? Sind die Texte selbst geschrieben oder versucht jemand, sich mit fremden Inhalten zu präsentieren? Achtung: Wenn die Petition nur reißerisch klingt und kaum Infos bietet, ist Vorsicht geboten.

Werden die Verantwortlichen erreicht?

Wird das Anliegen an die richtigen Personen geschickt, oder werden Befugnisse falsch eingeschätzt, z. B. Bürgermeister*innen bei EU-Themen? Du solltest die Hintergründe kurz prüfen.

Wie ist das Verhältnis von Sachlichkeit und Empörung?

Hat die Petition ein klares, umsetzbares Ziel oder nur Kritik ohne Lösung? Auch ohne Fachwissen sollten Forderungen geprüft werden. Vorsicht: Manche Petitionen dienen nur dazu, Ärger zu schüren.

Ist das noch Politik oder schon Marketing?

Wie viel Werbung für Produkte oder Spenden gibt es bei der Petition? Wird man beim Unterzeichnen nach Newslettern oder Spenden gefragt? Organisationen dürfen sich vorstellen und um Unterstützung bitten, echte politische Arbeit sollte aber keine Geschenke oder Vorteile anbieten. Das Ziel der Petition sollte klar sein und Anreize bieten. Vorsicht also bei Lockangeboten mit Geschenken oder Vorteilen.

Viele Unterschriften = großer Erfolg?

Natürlich geht es genau darum, viele Unterschriften zu sammeln: je mehr, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, etwas zu bewirken. Angaben zur Anzahl der bereits eingereichten Unterschriften können bei der Einschätzung helfen, ob es sich lohnt dran zu bleiben, können aber auch irreführend sein, denn du kannst nicht immer sicher sein, dass diese Zahl stimmt. Eine Orientierungsgröße bildet auch der Zeitrahmen, wie lange die Petition noch läuft: Wenn kurz vor der Deadline noch Tausende Unterschriften fehlen, solltest du zumindest kurz innehalten und überlegen, woran das liegen könnte.

Geht es nur um meine Daten?

Auf welcher Plattform wird die Petition beworben? Werden nur meine Adresse und politische Meinung gespeichert? Welche Daten werden abgefragt und wann gelöscht? Werden unnötige Daten gesammelt, die nichts mit der Petition zu tun haben? Gibt es versteckte Tracker, die meine Infos an Dritte weitergeben könnten? Um das zu prüfen, kann man Tools wie Webbkoll nutzen, die Serverstandorte und Cookies anzeigen. Achtung: Wenn keine Infos zum Datenschutz vorhanden sind oder die Server außerhalb der EU (z. B. in den USA) stehen, ist Vorsicht geboten – gerade, wenn die Politik in diesen anderen Ländern sehr restriktiv ist. Petitionen, die aus der EU kommen, müssen sich zumindest an die europäischen Datenschutzgesetze halten, die strenger sind als außerhalb der EU.

Wie geht es nach der Unterzeichnung weiter?

Was passiert nach dem Unterschreiben? Wann und wie wird die Petition an die Verantwortlichen übergeben? Kann ich sicher sein, dass meine Stimme gehört wird? Gibt es später eine Möglichkeit zu sehen, was aus der Petition geworden ist? Wenn nach kurzer Zeit nichts mehr passiert und keine Infos kommen, ist das verdächtig. Achtung: Wenn nicht erklärt wird, was nach dem Unterschreiben passiert, ist Vorsicht geboten.

Infografik

Hier könnt ihr euch die Infografik kostenlos herunterladen.

Hilf mit und verteidige deine Rechte!

Es sollten viel mehr Menschen für unsere Demokratie aktiv werden! Das kann durch Demonstrationen geschehen, durch das Unterstützen von Petitionen oder auf andere Weise. Online-Aktivismus – manchmal auch Klick-Aktivismus genannt – ist eine einfache Möglichkeit, viel zu bewirken. Schon ein kleiner Klick kann große Wirkung zeigen.

Weitere Möglichkeiten, um sich an der Gesellschaft und damit an unserer Demokratie zu beteiligen:

Stark mit Medien für eine starke Demokratie.
Stand: 22.09.2025
Autor*innen: Jessica Wawrzyniak